Energieeffizienz im Fokus: Kooperation mit Campus Lingen

Die Studierenden Marit Oeljeklaus, Serkay Düzci, Henrik Leifeling und Lukas Wessling vom Campus Lingen der Hochschule Osnabrück bei der Betriebsbegehung der Bentheimer Eisenbahn. Foto: Hochschule Osnabrück

Grafschafter Unternehmen liefern reale Anwendungsbeispiele für Studierende

Wie lässt sich Energie im Unternehmen effizienter nutzen? Wo entstehen unnötige Energieverluste und welche Maßnahmen rechnen sich langfristig? Fragen wie diese gewinnen für viele Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Spätestens ab dem 18. Juli 2025, wenn Unternehmen mit einem jährlichen Energieverbrauch von mehr als 7,5 GWh gesetzlich verpflichtet sind, ein Energiemanagementsystem einzuführen, wird das Thema zur unternehmerischen Pflicht. Dies bringt eine Vielzahl von Aufgaben mit sich – von der Analyse des Energieverbrauchs bis hin zur Maßnahmenplanung, wie Energie eingespart werden kann.

Studierendenprojekt „Energiemanagement“

Am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück werden im Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen – Energiewirtschaft die Expertinnen und Experten von morgen ausgebildet. Sie unterstützen die Unternehmen zukünftig dabei, Energie effizienter zu nutzen und gesetzliche Anforderungen umzusetzen.

„Es ist mir besonders wichtig, dass die Lehre in dem Modul Energiemanagement möglichst praxisnah erfolgt“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Anne Schierenbeck vom Campus Lingen. Seit mehreren Jahren arbeitet die Professorin für Energiemanagement mit Unternehmen aus der Grafschaft Bentheim zusammen, die den Studierenden reale Anwendungsbeispiele liefern. Initiiert wurde die Kooperation durch die Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim.

Im Zeitraum von Anfang März bis Mitte Juni 2025 erarbeiteten drei bis vier Studierende im praxisnahen Studierendenprojekt „Energiemanagement“ gemeinsam mit teilnehmenden Mitgliedsunternehmen der Wirtschaftsvereinigung fundierte Grundlagen für ein betriebliches Energiemanagementsystem.

„Nach der überaus positiven Resonanz und erfolgreichen Umsetzung des Studierendenprojektes im vergangenen Jahr, ging das Projekt in die nächste Runde. Vier unserer Mitgliedsunternehmen erhielten die Möglichkeit, mit den Studierenden zusammenzuarbeiten“, erklärt Gitta Mäulen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung. Das Ziel sei eine praxisnahe Lehre, von der auch die Wirtschaft konkret profitiere.

Im Rahmen ihres Energiemanagement-Moduls unterstützten die Studierenden die Unternehmen bei der Einführung eines Energiemanagementsystems nach der Norm ISO 50001. So formulierten die Studierenden für die Unternehmen eine Energiepolitik, führten eine Kontextanalyse durch und erstellten ein so genanntes Rechtskataster. Der wichtigste Bereich war aber die Energieplanung. „Dabei wurde der aktuelle Energieverbrauch analysiert und eine Liste möglicher Maßnahmen zur Energieeinsparung erstellt“, erklärt Schierenbeck.

Konkrete Ergebnisse, die Unternehmen weiterbringen

Die Unternehmen erhielten durch die Analysen einen guten Überblick über ihre Energieverbrauche und neue Ideen zur Energieeinsparung oder zum Einsatz erneuerbarer Energien. Dass das Projekt echten Nutzen bringt, zeigen die Ergebnisse, die die Studierenden zum Semesterende den Auftraggebern aus den Grafschafter Unternehmen präsentierten.

Eine Projektgruppe untersuchte beim Rofa Bekleidungswerk GmbH & Co. KG aus Schüttorf, ob die Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser technisch möglich und wirtschaftlich vorteilhaft ist. Das Unternehmen zeigte sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden: „Die Studierendengruppe hat mit der Erstellung der Dokumente wichtige Vorarbeiten geleistet, damit wir unser gelebtes und zertifiziertes Energiemanagementsystem auf die kommenden Herausforderungen anpassen können“, so Geschäftsführer Henning Rost.

Brigitte Stüvel, Managementbeauftragte für Qualität, Umwelt und Energie bei der Bentheimer Eisenbahn, ist bereits einen Schritt weiter: „Wir hatten in dieser Woche unser externes Audit zum Energiemanagement. Die Ideen und Anregungen der Studierenden waren dabei sehr hilfreich.“ Bei der Bentheimer Eisenbahn stand die Elektrifizierung von LKWs und Bussen im Vordergrund der Untersuchungen. Die Studierenden zeigten auf, dass dadurch mittelfristig der Energieverbrauch je Kilometer halbiert werden könnte.

Auch das Nordhorner Unternehmen Variotech profitiert von der Zusammenarbeit: Ein Stromspeicher zur Reduzierung von Spitzenlasten wurde als potenzielle Maßnahme identifiziert. „Eine solche Investition steht in Konkurrenz zu anderen. Deshalb sind die vorgestellten Berechnungen sehr hilfreich, um die Investitionsentscheidungen zu unterstützen“, so der kaufmännische Leiter Alexandre Holzheimer.

Bei der J+B Küpers GmbH empfahlen die Studierenden den Einsatz einer Warmwasser-Wärmepumpe, die gleichzeitig Warmwasser für Mitarbeiterduschen erzeugt und den Serverraum kühlt. Zudem schlug die Studierendengruppe eine schrittweise Elektrifizierung des großen Fuhrparks vor. „Der Einsatz von Wärmepumpen macht Sinn. Bei der weiteren Elektrifizierung müssen wir dagegen auch die Kosten für die Ladeinfrastruktur berücksichtigen. Das schauen wir uns noch genauer an“, erklärt Energiemanager Martin Gosink zu den Empfehlungen.

Die Beispiele zeigten, wie praxisorientierte Lehre aktuelle Anforderungen der Energiewirtschaft aufgreife, bilanziert Schierenbeck. „Sowohl die Unternehmen als auch die angehenden Fachkräfte profitieren von der Zusammenarbeit und leisten gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in der Region.“

Text: Hochschule Osnabrück, Campus Lingen / Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim e.V.